Kindheit in der DDR

Gestern Abend kam der 2. Teil von dem Film „Die Wölfe„. Ich muss zugeben, dieser Film ist bis in kleinste Detail wirklich sehr gut gemacht. In dem Film geht es um eine Gruppe von Kindern/Jugendlichen die sich in der Nachkriegszeit im zerstörten Berlin ewige Freundschaft schwören. Sie werden älter und erleben dann die Teilung von Berlin mit, sowie den Mauerbau und jetzt, im 3. Teil des Films, den Fall der Mauer.

Gestern also war der Teil in dem Berlin in Ost und West getrennt wurde. Stellenweise werden Originalfilmszenen eingespielt, was das Ganze noch authentischer werden lässt. Bei manchen Szenen wurde mir richtig komisch in der Magengegend, was die Stasi den Leuten erzählt hat, von wegen das wäre ja keine Mauer sondern ein Schutzwall gegen den Feind von Außen, wie die Leute angeworben wurden, und diese meist aus Verzweiflung den Job der Stasi annahm.

Ich denke mir manchmal, wenn ich Dokus über die DDR und dem Dahinter sehe, wie groß und einflussreich sich die Strippenzieher ihre Macht ausgebaut haben. Wie vernetzt und durchdacht alles war – unvorstellbar.

Wie manche wissen, bin ich in der DDR geboren und habe diese bis zu meinem 11. Lebensjahr miterlebt. Ich muss sagen, als Kind war es eine schöne Zeit. Der Staat hat echt viel für die Kinder getan. Niemand saß auf der Strasse, weil er nicht wußte wohin (zumindestens hab ich das so erlebt). Es gab immer irgendwelche Veranstaltungen und jeder fand seinen Platz. Also wirklich wie im Bilderbuch im Gegensatz zu heute.

Jetzt, wo man immer mehr erfährt was hinten rum gespielt wurde, wer alles und auch warum für die Stasi gearbeitet, ja dass es sogar Berge von Akten über viele Menschen gab, wird es einem richtig anders und manchmal bekommt man sogar feuchte Augen 🙁

22 Gedanken zu „Kindheit in der DDR

  1. Leider habe ich „die Wolfe“ nicht gesehen, aber auch ich bin ein Kind der DDR und konnte mich auch nicht wirklich beklagen, naja, bis auf Pioniernachmittag ;).

    Ich find auch die mehrteilige Doku „Die Kinder von Golzow“ immer wieder spannend, dieses Langzeitprojekt zeigt wirklich einen guten Querschnitt vom Leben in der DDR und auch wie es sich mit der Wende geändert hat.

  2. hmm, also wir hatten verwandte drüben, bzw haben immernoch. wir sind öfters mal rüber gefahren und haben denen sachen aus dem westen mitgebracht. ich selbst kann mich nicht dran erinnern, weil ich 1 Jahr alt war als die mauer fiel, aber die grenzer sollen wohl sogar in meinem babysitz nach schmuggelware gesucht.

    vor ein paar jahren hab ich dann erfahren, dass die stasi auch eine akte über meine eltern führte…da hab ich auch erstmal geguckt wie ein auto

  3. @Max: sagt mir nichts. Werde mich mal umschauen 😉

    @Sandra: mein Stiefvater hatte zu der damaligen Zeit auch „Westverwandte“ die uns öfter mal ein Paket geschickt haben und auch 2 oder 3 mal zu Besuch da waren. Allein das war schon ein Grund eine Akte anzulegen. Meine Mutter will aber keine Akteneinsicht, wobei es mich persönlich schon interessieren würde was da so drin steht.

  4. Glaube mir, eine Akteneinsicht kann das Leben schon etwas verändern. Denn du wirst nicht glauben wer die Spitzel waren. Meistens die besten Freunde oder die Eltern der Freunde. Oder natürlich die ach so lieben Nachbarn.

    Da läuft man auf einmal mit ganz anderen Augen durch die Gegend. 🙁

  5. @Franka: aus dem Grund will meine Mutter nicht, was ich natürlich verstehe. Wir haben zwar Vermutungen, aber letztendlich kann man es ohne Einsicht nicht 100%ig sagen. Da ich kaum Bezug zu Nachbarn und Freunden von meinen Eltern hatte (als Kind, klar 😉 ), wirds mich vielleicht nicht so doll jucken.

  6. erschreckend, oder? Ich bin immer wieder froh, dass ich zu der zeit nicht gelebt habe…denke ich…irgendwie, ich weiß es nicht.
    aber mir ging es ähnlich wie dir, als ich damals schindlers liste gesehen habe, auch wenn es da natürlich mehr um judenverfolgung ging

  7. Na ich habe noch genauso wie früher den bezug zu Nachbarn ect. Natürlich nur noch zu denen die nicht in der Akte standen. 😉

    Aber eins muß ich mal sagen, das es mir persönlich zu DDR Zeiten schlecht ging, kann ich wirklich nicht sagen. Gut, ich war als die Wende kam erst 10 Jahre alt, aber ich konnte mich nicht beschweren.

    Die ganzen Negativen Dinge sind einem ja erst im zunehmendem Alter bewußt geworden.

    Und ich bin froh das Deutschland jetzt keine 2 Welten mehr sind. Auch wenn es manche Leute immer noch nicht verstehen, das wir keine 2 Welten mehr sind. Schade! 🙁

  8. Bin auch ein „DDR Kind“, in etwa dein Alter, Cindy. Schon richtig, dass es für Kinder ziemlich gut war. Frühe schulische Talenterkennung und Förderung, gute Betreuung und medizinsche Versorgung. Wir hatten eine eigenes, komplett ausgestattetes Zahnarztzimmer in der Schule, das muss man sich mal vorstellen!

    Aber mit Ende der Schulzeit war dann auch Schluss mit lustig, was ich so aus Erzählungen weiss. Nichts da mit freier Studien- und Berufswahl.

    Ich werde mein Leben lang nicht vergessen werde, wie die Leute mit Kerzen friedlich auf der Strasse demonstriert haben. Hoffen wir einfach mal, dass solche Proteste nie wieder nötig werden!

  9. Wirklich bewusst habe ich die DDR zwar auch nichtmehr in Erinnerung, aber dafür sind mir die Machenschaften der Stasi umso mehr bekannt.

    Vor allem in so kleinen Orten wie hier bei uns merkst du schnell am Verhalten der Leute wer früher „einer“ war. Auch haben viele alte Leute teilweise die Vorstellung, sie werden immernoch auf Schritt und Tritt beobachtet und abgehorcht.

    Aber uns Kindern ging es wirklich gut, damit hast du vollkommen recht :dup:

  10. @Sari: ja, ist erschreckend, vor allem wenn man es selber noch erlebt hat. Wenn solche Dokus kommen, kann man dann auch mitreden, manchmal.

    @Ormus: das stimmt, die medizinische Versorgung war echt klasse. Jeder hat seine Impfungen bekommen, jeder seine zahnärztliche Behandlung. Aber eben nur bei Kindern, wenn ich bedenk wie die ärztliche Versorgung bei Sportler der DDR war :ohh:

    @Maya: haben die sich währenddessen noch verändert, oder erst nach dem Mauerfall? Ich habe festgestellt, das einer noch schnell seine Beziehungen spielen lassen hat. Er war sehr schlau gewesen. Heute reist er wie ein König um die Welt.

  11. Da muß ich dir zustimmen, als Kind hatte man wirklich ein tolles Leben, aber ich denke wenn man die DDR noch länger miterlebt hätte, wäre man schnell aufs Regime und deren Machenschaften aufmerksam geworden.
    Ich glaube den Film muß ich mir auch mal anschauen.

  12. Mir ist diese Ostalgie immer etwas seltsam vorgekommen. „in der DDR“ scheint mir „wegen der DDR“ oder manchmal auch „dank der DDR“ zu bedeuten.

    In der BRD der 80er war es nicht sonderlich anders. Es gab vielleicht die Gastarbeiterproblematik und den inneren Terror, aber für Kinder war’s auch toll. Die Angebote für sie waren aber grundsätzlich private Initiative. Daher gibt es kaum Leute, die gegen Ostalgie kontern mit „bei uns in der BRD“. Diese enge Verbindung von Staatlichkeit und eigenem Leben war nicht da.

    Heute bestehen sicherlich andere Konstellationen. Ich habe mich immer irgendwie für Jugendarbeit engagiert und interessiert, weil ich früh gesehen habe, dass es ein Angebot, wie ich es in meiner Jugend gehabt habe, künftig kaum noch geben wird.

    Ich gehe aber nicht hin und sage, dass es damals aber schöner war. Es war schlicht anders. Andere Bedingungen. So gesehen ist das „Bilderbuch“ einfach zu teuer erkauft worden.

    Heutzutage muss man sehen, dass man mit viel größer erscheinenden Schwierigkeiten zu tun hat. In dem Sportverein, dem ich nahe stehe, werden heute schon Jugendliche stundenweise für ihre Arbeit bezahlt. Das wäre früher alles freiwillig passiert. Aber als Reminiszenz an heutige Standards ist das fast schon eine logische Folge.

    Dass derartige frühere Gegenebheiten niedergehen würden, war abzusehen. Interessant wäre die Denkaufgabe, wie man sie trotz der heutigen Verhältnisse wieder bestärkt.

  13. @Tobi: glaube ich auch. Wenn ich heute mit den damaligen Erwachsenen rede, sagen sie alle, dass sie es wussten. Also was damals gespielt wurde und ich war immer der Meinung das alles streng geheim war und keiner eine Ahnung hatte.

    @Carsten: da ich keinen Vergleich mit der Kindheit zur damaligen Zeit zwischen Ost und West habe, kann ich auch nicht sagen was besser war. Ich kann nur von der heutigen Zeit ausgehen und da gibt es eben einige Sachen da wirklich früher besser waren 😉

    Das wäre früher alles freiwillig passiert. Aber als Reminiszenz an heutige Standards ist das fast schon eine logische Folge.

    war zu DDR-Zeit genauso. Da wurde alles auf freiwillige Basis gemacht, auch Verschönerungen am Stadtbild. Jeder hatte seine Aufgabe und das hat geklappt.

    Interessant wäre die Denkaufgabe, wie man sie trotz der heutigen Verhältnisse wieder bestärkt.

    Meinst, das kann einer heute noch so hinbiegen? Ich glaube, dass wäre ein langer Weg…

  14. Ich habe nur den zweiten und den dritten Teil gesehen. Vom Ansatz fand ich die Produktion wirklich gut. Gerade die eingespielten Orginalaufnahmen und deren Einbettung in die Handlung fand ich sehr gelungen.

    Allerdings nahm die Geschichte besonders im dritten Teil ziemlich abstruse Formen an. Gerade die Liebesgeschichte um die beiden Kinder, die ja dann sogar kurz Geschwister sein sollten, war dann doch sehr forciert. Die große Wiedersehensszene in der Kirche und das Ende waren mir zu konstruiert.

    Leider kann ich auf Grund meines Alters nicht wirklich beurteilen, wie realistisch das Leben in der DDR dargestellt wurde. Mir kam es aber recht gut recherchiert vor, zu mal die Szenen durch reale Archivaufnahmen ergänzt wurden. Insgesamt ein gutes Werk, das aber durchaus auch ein sehr guter Film hätte werden können.

  15. Das wollte ich auch noch sagen, der dritte Teil gefiel mir gar nicht. Klar, der Fall der Mauer war bei mir auch wieder emotional, aber der Film selber war mir viel zu Hollywood. Es ging alles Schlag auf Schlag am Ende und dann hat doch wieder alles gepasst. Das einzige was noch gefehlt hatte, das sich die Liebenden am Ende noch gekriegt hätten.

  16. haben die sich währenddessen noch verändert, oder erst nach dem Mauerfall?

    Ob währenddessen weiß ich natürlich nicht, da war ich noch zu jung um das bewusst wahrzunehmen.
    Aber es ist allgemein traurig dass fast 20 Jahre nach dem Mauerfall immernoch Leute meinen ihre Mitmenschen genau unter die Lupe nehmen zu müssen.

    Ich habe festgestellt, das einer noch schnell seine Beziehungen spielen lassen hat. Er war sehr schlau gewesen. Heute reist er wie ein König um die Welt.

    Sowas soll nix ungewöhnliches gewesen sein hab ich mir sagen lassen. Da war plötzlich Geld für ein neues Auto oder eine Dacherneuerung da, wo jahrelang nix gemacht werden konnte …
    Auch dass bestimmte Leute die ewig lange Wartezeit beim Trabbi nicht hatten kam vor und machte dann natürlich stutzig.

    Aber is ja zum Glück vorbei und wir wollen mal hoffen, dass es das in der Form nicht noch einmal geben wird :ohh:

  17. Aber is ja zum Glück vorbei und wir wollen mal hoffen, dass es das in der Form nicht noch einmal geben wird

    dreimal auf Holz klopp :beten:

  18. Im Gegensatz zu heute, wussten alle in der DDR, dass sie überall jederzeit beobachtet und belauscht wurden. Sicher nicht wer der nächste Spitzel war, aber man war insgesamt vorsichtiger mit gewissen Dingen.

    Heutzutage finde ich es eher erschreckend, dass viele Leute gar nicht wissen, was der Staat alles macht und noch machen möchte. Das Thema Vorratsdatenspeicherung ist leider für viele ein Fremdwort.

  19. @Max: Ich denke, dass kan man absolut nicht vergleichen. Sicherlich leben wir in einer sehr transparenten Welt, in der man dank Internet und Co leicht ausspioniert werden kann, jedoch hast du immer noch die Möglichkeiten da gegen vor zu gehen.

    In der DDR hat dich der Staat selbst ausspioniert und zwar mit System. Da konnte man nicht einfach zur Polizeit oder einen Prozess anstreben…Hätte die DDR unsere heutigen technischen Möglichkeiten gehabt, wäre es sicher noch schlimmer gewesen.

    Trotzdem gibt es heute Bereiche (wie du schon erwähnt hast: Datenspeicherung etc), die einen aufhorchen lassen sollten. Doch wir sind sicherlich noch nicht so weit, dass man von einer systematischen Kontrolle wie in der DDR sprechen kann.

    Wen es interessiert: In England gibt es beängstigende Pläne. (http://www.hingesehen.net/?p=20)

  20. Ich habe meine Kindheit lediglich zur Hälfte hinter dem eisernen Vorhang verbracht. Es gab sicher schöne Momente. Aber letztlich ist die Zeit nach dem Mauerfall wesentlich prägnanter in meinem Kopf geblieben, da meine Eltern die neuen Gegebenheiten auch genutzt haben, sind wir hinaus in die Welt gereist und haben unglaublich viele Orte gesehen, was früher nie möglich gewesen wäre.
    Vom Lebensstandard her möchte ich einen Vergleich scheuen: Meine Erinnerungen sagen mir, dass mir vor und nach dem Mauerfall nichts lebensnotwendiges gefehlt hat und meine Kindheit hier wie da in glücklicher Erinnerung ist.
    Ansonsten ist es einfach spannend, die Diskussion hier zu verfolgen.

  21. Jeder hat die DDR auf seine Art und Weise erlebt.
    Heute wird vieles übertrieben und in den politischen Teil geschoben und alles aber auch alles auch das privat erlebte mit Mühe aufgebaute
    negativ dargestellt auch das was aus sozialer Sicht übernehmenswert gewesen wäre.Die DDR war kein Rechtsstaat aber auch kein Unrechtsstaat
    Man muss aber unterscheiden vom politischen der DDR und vom privaten und sozialen menschlichen Bereich untereinander in der DDR,abseits der DDR Politik und dieses untereinander miteinander war um einiges besser und ausgeprägter!
    Auch die These einiger Parteien „das unerträgliche Leben in der DDR, gelte es weiterhin zu erinnern und nicht zu verharmlosen“, verdreht den Sinn und Hergang der Ereignisse!Der DDR Bürger wollte nur in der Enstehung der Bewegung die DDR verändern
    ,Reisefreiheit,Meinungsfreiheiten(welche schon im gewissen Rahmen Möglich war) konvergierbare Währung bessere Versorgung.Betriebe Arbeitstätten sollten bleiben .Die Worte der Montagsdemo-Auf die Strasse,-wir bleiben hier,-wir sind das Volk!
    Erst der Aufruf der BDR kommt, wer arbeiten will kommt hier zu was ins blühende Land mit
    Begrüssungsgeld löste ein Welle der Euforie aus und lies den Verwandten Bekannten und Arbeitskreis immer kleiner werden.Politisch ausgenutzt wurde der Ruf „wir sind ein Volk“
    Was sich heute die Politik wieder erlaubt ist wieder weit weg vom Volk,voller Widersprüche Überwachung Bevormundung ,einen sinnlosen Krieg führend,wo keiner fragt wer soll das bezahlen !
    Der bis jetzt 50 Milliarden kostet und die Meinung des deutschen Volkes verachtet…..
    So wie Politik und Verhältnisse heute wieder wirklich sind, sind einige Grenzen wieder überschritten. Manche wollen das ungern einsehen. Und manche finden diesen Mut etwas dagegen zu sagen sogar beängstigend.Lieber würden sie wieder in der Unwahrheit leben….aber lassen wir das
    für mich war es mit die beste Zeit auch vom Alter her ,ob mit Stasi oder ohne es bleibt immer die benuzte H.. Politik das Spiel mit dem Menschen das schon immer Geschichtlich Generationen total zerrüttelt hat.

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